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- Out 5, 2021
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1990
Einer, der die Waldmeister ärgerte: Roby Langers über die Fast-Sensation der „Roten Löwen“
Wenn einer weiß, welche Gedanken einem durch den Kopf schießen, wenn man gegen Deutschland trifft, dann ist es Roby Langers. Ein lustiges Gespräch mit dem Stürmer, der den „Waldmeister“ 1990 das Fürchten lehrte.
„Das ist ein ‚Has been’-Trainer“
Roby Langers ist mittlerweile in Rente. Das würde so manch einer wohl auch gerne von Peter Neururer behaupten können. „Ein ‚Has been’-Trainer, der keine Ahnung mehr hat“, waren die ersten Worte, die Langers zu der Aussage des Deutschen einfielen. Zur Erklärung: Der frühere deutsche Trainer hatte die FLF-Auswahl vergangene Woche als „Hütchen mit Beinen“ beschrieben. Eine Bemerkung, die den Luxemburger nicht kalt ließ. „Wenn er sich im Vorfeld für diese Hütchen interessiert hätte, wüsste er, wie sich das Team in den letzten Jahren weiterentwickelt hat. Wir haben knapp gegen die Slowakei verloren, anders als die deutsche Mannschaft, die auseinandergenommen wurde. Mit dem Spruch hat er sich die Kugel selbst in den Kopf geschossen, denn auch in Deutschland ist man nicht damit einverstanden.“ Normalerweise würde er nicht auf solche Aussagen reagieren, fügte Langers hinzu, doch diesmal fühlte er sich gezwungen, in den sozialen Medien eine klare Haltung zu zeigen: „Es hat mich wütend gemacht. Er kann solche Dinge denken, aber muss er sie auch sagen?“
„Er wird teilweise überbewertet“
Die Mannschaft von Julian Nagelsmann steht nach zwei Spieltagen mit drei Punkten auf dem dritten Platz der Tabelle der Gruppe A. Für Langers steht fest, dass sich das DFB-Ensemble nach der 0:2-Auftaktpleite in der Slowakei keinen Fehltritt mehr erlauben darf. „Sie haben keine Wahl. Sie müssen gewinnen – und zwar am besten hoch.“ Der Ausgang des ersten Spiels sei für Deutschland eine „Blamage“ gewesen. „Sie sind es, die unter Druck stehen. Sie müssen die Tore schießen.“ Er hob einen Spieler hervor, über den aufgrund eines geplatzten Bayern-Transfers im Sommer sehr viel geredet wurde: Nick Woltemade. „Er war krank, aber ich denke, dass er gegen uns spielen wird. Er hat dreimal in England getroffen. Es ist ein großer Hype um ihn entstanden, er ist meiner Meinung nach überbewertet. Ob Woltemade oder nicht, sie haben ein Reservoir, das deutlich größer als unseres ist. Und überhaupt: Ich interessiere mich mehr für unsere Mannschaft. Ich hoffe vor allem, dass wir unsere Leistung bringen, wie wir es gegen die Slowakei getan haben.“
„Dardari ist unsere Zukunft“
Nachdem Roby Langers jahrelang zum Inventar der FLF-Delegation gehörte, hat er sich in den vergangenen Monaten aus persönlichen Gründen zurückgezogen. Die Duelle gegen Nordirland und die Slowakei verfolgte er von zu Hause aus, in Sinsheim wird man ihn auch nicht antreffen. Etwas hat sich aber nie geändert: Die „Roten Löwen“ trägt der 65-Jährige tief im Herzen. „Ein ‚coming man’ ist Aiman Dardari. Wenn der mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen bleibt, könnte eine tolle Karriere vor ihm liegen. Ich war selbst Stürmer, deshalb darf ich das behaupten: Wie er sich auf dem Platz bewegt, sein Haken vor dem Tor – ihm zuzuschauen macht Freude.“ Und auch ein anderer Offensivspieler genießt einen großen Stellenwert bei Langers: Danel Sinani. „Ich habe schon damals, als er mit dem F91 Düdelingen in Cluj gespielt hat, gesagt, dass dieser Junge einmal der wichtigste Mann der Nationalmannschaft werde würde. Ich habe mich nicht geirrt. Stattdessen ärgert es mich, dass er diese dumme zweite Gelbe kassierte und uns in Deutschland fehlen wird.“
„Der Zappelphilipp wurde verrückt“
Es war der 30. Oktober 1990. Im Stade Josy Barthel sahen 9.500 Zuschauer eine Luxemburger Aufholjagd, über die heute noch geschwärmt wird. „Mit Jhemp Girres spielte ich zusammen, seit ich zehn war. Ich kannte den auswendig. Er war schnell. Ich sah, dass er bereit wäre, loszulaufen: Wenn ich ihm den Ball in den freien Raum geben könnte, wäre er weg. Er hat das wunderbar gemacht.“ Auch fast 35 Jahre danach spürt man Langers’ Freude über die Vorlage. „Allein dieser Moment war schon unbeschreiblich: Uns war gerade ein Tor gegen den Weltmeister gelungen. Zehn Minuten später sind dann alle durchgedreht. An der Seitenlinie wurde der Zappelphilipp verrückt.“ Gemeint war natürlich Nationaltrainer Paul Philipp. „Es war ein Freistoß. Guy Hellers hat mich kurz angeschaut. Er wusste sofort, dass ich in den freien Raum laufen würde. Jürgen Kohler lief nebenher. Ich habe aus der Drehung geschossen und ins kurze Eck getroffen. Und plötzlich stand es 2:3 …“ Langers ist sich sicher, dass der Ausgang des Spiels heute ein anderer wäre: „Es hätte 3:3 ausgehen müssen. Wir haben diesen Elfmeter nicht zugesprochen bekommen. Théo Malget wurde in den Rücken gestoßen. Heute hätte es mit dem VAR sicher einen Elfmeter dafür gegeben.“
„Sogar Matthäus sagte es …“
Das legendäre Heimspiel gegen Deutschland gehört für Roby Langers zu den wichtigsten Terminen seiner Nationalspielerkarriere. „Ich hoffe, dass Dardari auch erleben wird, wie es ist, ein Tor gegen die Mannschaft zu schießen. Ich würde es ihm wünschen. Deutschland ist noch immer eine der besten Mannschaften auf der Welt.“ 1990 waren die deutschen Spieler im Anschluss an den knappen Sieg von der Bild zu „Waldmeistern“ umgetauft worden. „Nach dem Spiel habe ich mit Lothar Matthäus das Trikot getauscht. Er sagte, wir hätten gut gespielt und einen Punkt verdient gehabt.“ 1991 kam es zum Rückspiel in Leverkusen. „Do hate mer näischt zegutt“, erinnert sich Langers.
„Der kleine Luxemburger hatte da keine Chance“
Zwischen 1980 und 1982 stand Roby Langers bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag. In dieser Zeit spielte er bei den Fohlen nur die zweite Geige: „Damals durften nur zwei Ausländer auf dem Spielerbogen stehen. Es waren zwei Dänen im Kader, da hatte der kleine Luxemburger keine Chance. Die Zeit dort war für mich eher wie in einem Ausbildungszentrum, was ich ja vorher nicht hatte. Es war trotzdem eine tolle Zeit und eine gute Schule unter Jupp Heynckes.“
„Ich will nicht zu optimistisch sein“
Zum Schluss musste Roby Langers dann noch seinen Tipp für Freitag abgeben: „Ich würde mir wünschen, dass wir ein Tor schießen. Ich möchte auch nicht zu optimistisch sein … Eigentlich wäre ein Unentschieden ein kleines Wunder. Ein 2:3 würde ich sofort unterschreiben. Aber es wird sehr, sehr schwer, das steht fest.“
Tageblatt
Einer, der die Waldmeister ärgerte: Roby Langers über die Fast-Sensation der „Roten Löwen“

Wenn einer weiß, welche Gedanken einem durch den Kopf schießen, wenn man gegen Deutschland trifft, dann ist es Roby Langers. Ein lustiges Gespräch mit dem Stürmer, der den „Waldmeister“ 1990 das Fürchten lehrte.
„Das ist ein ‚Has been’-Trainer“
Roby Langers ist mittlerweile in Rente. Das würde so manch einer wohl auch gerne von Peter Neururer behaupten können. „Ein ‚Has been’-Trainer, der keine Ahnung mehr hat“, waren die ersten Worte, die Langers zu der Aussage des Deutschen einfielen. Zur Erklärung: Der frühere deutsche Trainer hatte die FLF-Auswahl vergangene Woche als „Hütchen mit Beinen“ beschrieben. Eine Bemerkung, die den Luxemburger nicht kalt ließ. „Wenn er sich im Vorfeld für diese Hütchen interessiert hätte, wüsste er, wie sich das Team in den letzten Jahren weiterentwickelt hat. Wir haben knapp gegen die Slowakei verloren, anders als die deutsche Mannschaft, die auseinandergenommen wurde. Mit dem Spruch hat er sich die Kugel selbst in den Kopf geschossen, denn auch in Deutschland ist man nicht damit einverstanden.“ Normalerweise würde er nicht auf solche Aussagen reagieren, fügte Langers hinzu, doch diesmal fühlte er sich gezwungen, in den sozialen Medien eine klare Haltung zu zeigen: „Es hat mich wütend gemacht. Er kann solche Dinge denken, aber muss er sie auch sagen?“
„Er wird teilweise überbewertet“
Die Mannschaft von Julian Nagelsmann steht nach zwei Spieltagen mit drei Punkten auf dem dritten Platz der Tabelle der Gruppe A. Für Langers steht fest, dass sich das DFB-Ensemble nach der 0:2-Auftaktpleite in der Slowakei keinen Fehltritt mehr erlauben darf. „Sie haben keine Wahl. Sie müssen gewinnen – und zwar am besten hoch.“ Der Ausgang des ersten Spiels sei für Deutschland eine „Blamage“ gewesen. „Sie sind es, die unter Druck stehen. Sie müssen die Tore schießen.“ Er hob einen Spieler hervor, über den aufgrund eines geplatzten Bayern-Transfers im Sommer sehr viel geredet wurde: Nick Woltemade. „Er war krank, aber ich denke, dass er gegen uns spielen wird. Er hat dreimal in England getroffen. Es ist ein großer Hype um ihn entstanden, er ist meiner Meinung nach überbewertet. Ob Woltemade oder nicht, sie haben ein Reservoir, das deutlich größer als unseres ist. Und überhaupt: Ich interessiere mich mehr für unsere Mannschaft. Ich hoffe vor allem, dass wir unsere Leistung bringen, wie wir es gegen die Slowakei getan haben.“
„Dardari ist unsere Zukunft“
Nachdem Roby Langers jahrelang zum Inventar der FLF-Delegation gehörte, hat er sich in den vergangenen Monaten aus persönlichen Gründen zurückgezogen. Die Duelle gegen Nordirland und die Slowakei verfolgte er von zu Hause aus, in Sinsheim wird man ihn auch nicht antreffen. Etwas hat sich aber nie geändert: Die „Roten Löwen“ trägt der 65-Jährige tief im Herzen. „Ein ‚coming man’ ist Aiman Dardari. Wenn der mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen bleibt, könnte eine tolle Karriere vor ihm liegen. Ich war selbst Stürmer, deshalb darf ich das behaupten: Wie er sich auf dem Platz bewegt, sein Haken vor dem Tor – ihm zuzuschauen macht Freude.“ Und auch ein anderer Offensivspieler genießt einen großen Stellenwert bei Langers: Danel Sinani. „Ich habe schon damals, als er mit dem F91 Düdelingen in Cluj gespielt hat, gesagt, dass dieser Junge einmal der wichtigste Mann der Nationalmannschaft werde würde. Ich habe mich nicht geirrt. Stattdessen ärgert es mich, dass er diese dumme zweite Gelbe kassierte und uns in Deutschland fehlen wird.“
„Der Zappelphilipp wurde verrückt“
Es war der 30. Oktober 1990. Im Stade Josy Barthel sahen 9.500 Zuschauer eine Luxemburger Aufholjagd, über die heute noch geschwärmt wird. „Mit Jhemp Girres spielte ich zusammen, seit ich zehn war. Ich kannte den auswendig. Er war schnell. Ich sah, dass er bereit wäre, loszulaufen: Wenn ich ihm den Ball in den freien Raum geben könnte, wäre er weg. Er hat das wunderbar gemacht.“ Auch fast 35 Jahre danach spürt man Langers’ Freude über die Vorlage. „Allein dieser Moment war schon unbeschreiblich: Uns war gerade ein Tor gegen den Weltmeister gelungen. Zehn Minuten später sind dann alle durchgedreht. An der Seitenlinie wurde der Zappelphilipp verrückt.“ Gemeint war natürlich Nationaltrainer Paul Philipp. „Es war ein Freistoß. Guy Hellers hat mich kurz angeschaut. Er wusste sofort, dass ich in den freien Raum laufen würde. Jürgen Kohler lief nebenher. Ich habe aus der Drehung geschossen und ins kurze Eck getroffen. Und plötzlich stand es 2:3 …“ Langers ist sich sicher, dass der Ausgang des Spiels heute ein anderer wäre: „Es hätte 3:3 ausgehen müssen. Wir haben diesen Elfmeter nicht zugesprochen bekommen. Théo Malget wurde in den Rücken gestoßen. Heute hätte es mit dem VAR sicher einen Elfmeter dafür gegeben.“
„Sogar Matthäus sagte es …“
Das legendäre Heimspiel gegen Deutschland gehört für Roby Langers zu den wichtigsten Terminen seiner Nationalspielerkarriere. „Ich hoffe, dass Dardari auch erleben wird, wie es ist, ein Tor gegen die Mannschaft zu schießen. Ich würde es ihm wünschen. Deutschland ist noch immer eine der besten Mannschaften auf der Welt.“ 1990 waren die deutschen Spieler im Anschluss an den knappen Sieg von der Bild zu „Waldmeistern“ umgetauft worden. „Nach dem Spiel habe ich mit Lothar Matthäus das Trikot getauscht. Er sagte, wir hätten gut gespielt und einen Punkt verdient gehabt.“ 1991 kam es zum Rückspiel in Leverkusen. „Do hate mer näischt zegutt“, erinnert sich Langers.
„Der kleine Luxemburger hatte da keine Chance“
Zwischen 1980 und 1982 stand Roby Langers bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag. In dieser Zeit spielte er bei den Fohlen nur die zweite Geige: „Damals durften nur zwei Ausländer auf dem Spielerbogen stehen. Es waren zwei Dänen im Kader, da hatte der kleine Luxemburger keine Chance. Die Zeit dort war für mich eher wie in einem Ausbildungszentrum, was ich ja vorher nicht hatte. Es war trotzdem eine tolle Zeit und eine gute Schule unter Jupp Heynckes.“
„Ich will nicht zu optimistisch sein“
Zum Schluss musste Roby Langers dann noch seinen Tipp für Freitag abgeben: „Ich würde mir wünschen, dass wir ein Tor schießen. Ich möchte auch nicht zu optimistisch sein … Eigentlich wäre ein Unentschieden ein kleines Wunder. Ein 2:3 würde ich sofort unterschreiben. Aber es wird sehr, sehr schwer, das steht fest.“
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