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- Out 5, 2021
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Horeca
Pizza und Döner so teuer wie noch nie: Wie Luxemburgs Betriebe mit der Inflation umgehen
Lebensmittel werden immer teurer. Seit der Pandemie muss man auch für Pizza und Döner immer tiefer in die Tasche greifen. Wie geht die Gastronomie mit der Preiserhöhung um? Das Tageblatt hat bei zwei Betrieben nachgefragt – einer davon dachte sogar schon über eine Schließung nach.
Nahe der französischen Grenze in Esch verbirgt sich seit fast 30 Jahren ein Goldstück der Luxemburger Döner-Geschichte: „Euro Kebab“ ist landesweit und über die Grenzen hinaus für seine Kebabspezialitäten bekannt. Allerdings macht die Inflation auch vor diesem Betrieb keinen Halt. „Die Lebensmittelkosten wurden von den Händlern seit Covid bereits dreimal erhöht“, sagt Betreiberin Leyla. „Wir waren immer darum bemüht, unseren Kunden eine gute Qualität für eine erschwingliche Summe anzubieten – wir mussten jedoch unsere Preise anpassen.“ Zum Vergleich: Vor der Pandemie kostete ein Kebab-Brötchen fünf Euro, heute muss man für dasselbe Produkt sieben Euro hinlegen.
„Alles, was einmal teurer wurde, wird teuer bleiben“, erklärt Umut, Leylas Mann und der ehemalige Lokal-Betreiber. Hinzu kommen Strom-, Gas- und Personalkosten. „Die Situation ist insgesamt sehr angespannt – die Mentalität des Personals hat sich in den vergangenen Jahren ebenfalls verändert“, so Leyla. Motivierte und zuverlässige Angestellte zu finden, sei mittlerweile sehr schwierig. Interessierte fragen nach dem qualifizierten Mindestlohn, den das Familienlokal Umut zufolge nicht auszahlen kann. Betreiberin Leyla leiste etliche Überstunden, da aktuell mehrere Personen sowohl krankgeschrieben als auch im Mutterschaftsurlaub sind. „Unser Sohn arbeitet auch hier, er kümmert sich unter anderem um die Kassenabrechnung.“ Umut lacht. „Das funktioniert inzwischen alles digital, wir sind nicht so technikbegabt.“
Roter Faden: Preiserhöhung …
Ganz und gar nicht zum Lachen zumute ist dem Ehepaar beim Blick in die Zukunft: „Es gibt eine große Konkurrenz“, sorgen sich beide. „Wir haben manchmal über die Schließung des Lokals nachgedacht, aber wir lieben unseren Job und unsere Kundschaft.“ Damit die Familie dem Druck künftig standhalten und sich eine kurze Auszeit erlauben könne, hat das Lokal neuerdings montags geschlossen. Umut erzählt, auch das Verhalten der Kundinnen und Kunden habe sich im Laufe der letzten Jahre verändert. „Vor der Pandemie kamen unsere Stammkunden drei- bis viermal pro Woche zu uns, heute sind es noch maximal zweimal.“
Das „Mia Terra“ in Foetz gibt es ebenfalls bereits seit 30 Jahren – Beyaz S. leitet das Restaurant seit acht Jahren. „Wir haben im März 2024 die Preise zum ersten Mal angehoben“, so der Restaurant-Leiter. Eine Pizza Margherita kostete davor 8,90 Euro, jetzt muss man zwei Euro mehr auf den Tisch legen. Die XXL-Variante ist mit 18,10 Euro 2,50 Euro teurer geworden.
Der Verkauf von Pizzen sei ziemlich hoch, er mache auch den Großteil der Lieferungen aus. „Eine Pizza Margherita kostet uns in der Herstellung ungefähr 3,50 Euro“, erklärt Beyaz. „Verkaufen wir genug Pizzen, ergibt das eine hohe Gewinnspanne.“ Dies ermögliche dem Restaurant, andere Gerichte – etwa Steak oder Kalbsschnitzel – zu niedrigen Preisen anzubieten und trotzdem genügend Umsatz zu machen. So könne man die allgemeinen Kosten mehr oder weniger ausbalancieren. Eine weitere Maßnahme sei der Umgang mit den Händlern. „Wir üben Druck auf unsere Anbieter aus. Wir gaben ihnen die Anweisung, günstigere Produkte aufzutreiben und trotzdem die Qualität zu gewähren“, sagt der gelernte Kaufmann. So könne das Restaurant die Lebensmittelkosten im Zaum halten. Um die Buchhaltung kümmert er sich selbst – engagiere man hierfür ein Büro, müsse man tief in die Tasche greifen.
…und Personal-Probleme
Der Restaurant-Betreiber berichtet ebenfalls von Personal-Problemen und -Mangel: „Die Mitarbeiter, die bereits vor der Pandemie lange Teil des Teams waren, kamen nach dem Lockdown zurück“, erzählt er. „Die anderen tauchten entweder nicht mehr auf oder hatten utopische Ansprüche, etwa ein Nettogehalt von 5.000 Euro.“ Aus diesen Gründen habe Beyaz eine „Agence d’intérim“ eingeschaltet, um Teilzeit-Angestellte zu beschäftigen. So verringere man obendrein noch die Personalkosten. Krankschreibungen seien auch in seinem Betrieb ein Thema – dabei kritisiert er das Luxemburger Gesundheitssystem. „Dass der Krankgeschriebene während seiner Abwesenheit vor einer Entlassung geschützt ist und von einem geregelten Einkommen leben kann, war früher sicherlich ein geeignetes System“, so Beyaz. „Die Regelungen sind veraltet und müssen angepasst werden – mittlerweile gibt es so viele Betrugsfälle und Angestellte, die von diesem System profitieren, dass es kaum noch tragbar ist.“
Das „Mia Terra“ hat sich schon lange in der Gastronomie etabliert und eine Stammkundschaft aufgebaut, die Veränderung der Mentalität spüre man dennoch. „Die Kunden kommen zunehmend alleine essen, das ist neu“, sagt der Restaurant-Leiter. Außerdem sei der Ton rauer geworden und die Erwartungen höher. „Es ist jeden Tag derselbe Kampf, trotzdem mag ich meine Arbeit und den Austausch mit meinen Angestellten und den Kunden.“ Für Leyla von „Euro Kebab“ ist die Dankbarkeit, einen Job und ein Einkommen zu haben, die größte Motivation: „So viele Menschen haben kein Dach über dem Kopf oder sind arbeitslos – ich bin froh, arbeiten zu können.“ Dass die Betreiber so offen über ihre Erfahrungen reden, ist nicht selbstverständlich. Die Suche nach Restaurant-Leitern gestaltete sich schwierig, da die wenigsten sich öffentlich zu der Preissteigerung äußern wollen.
Tageblatt
Pizza und Döner so teuer wie noch nie: Wie Luxemburgs Betriebe mit der Inflation umgehen

Lebensmittel werden immer teurer. Seit der Pandemie muss man auch für Pizza und Döner immer tiefer in die Tasche greifen. Wie geht die Gastronomie mit der Preiserhöhung um? Das Tageblatt hat bei zwei Betrieben nachgefragt – einer davon dachte sogar schon über eine Schließung nach.
Nahe der französischen Grenze in Esch verbirgt sich seit fast 30 Jahren ein Goldstück der Luxemburger Döner-Geschichte: „Euro Kebab“ ist landesweit und über die Grenzen hinaus für seine Kebabspezialitäten bekannt. Allerdings macht die Inflation auch vor diesem Betrieb keinen Halt. „Die Lebensmittelkosten wurden von den Händlern seit Covid bereits dreimal erhöht“, sagt Betreiberin Leyla. „Wir waren immer darum bemüht, unseren Kunden eine gute Qualität für eine erschwingliche Summe anzubieten – wir mussten jedoch unsere Preise anpassen.“ Zum Vergleich: Vor der Pandemie kostete ein Kebab-Brötchen fünf Euro, heute muss man für dasselbe Produkt sieben Euro hinlegen.
„Alles, was einmal teurer wurde, wird teuer bleiben“, erklärt Umut, Leylas Mann und der ehemalige Lokal-Betreiber. Hinzu kommen Strom-, Gas- und Personalkosten. „Die Situation ist insgesamt sehr angespannt – die Mentalität des Personals hat sich in den vergangenen Jahren ebenfalls verändert“, so Leyla. Motivierte und zuverlässige Angestellte zu finden, sei mittlerweile sehr schwierig. Interessierte fragen nach dem qualifizierten Mindestlohn, den das Familienlokal Umut zufolge nicht auszahlen kann. Betreiberin Leyla leiste etliche Überstunden, da aktuell mehrere Personen sowohl krankgeschrieben als auch im Mutterschaftsurlaub sind. „Unser Sohn arbeitet auch hier, er kümmert sich unter anderem um die Kassenabrechnung.“ Umut lacht. „Das funktioniert inzwischen alles digital, wir sind nicht so technikbegabt.“
Roter Faden: Preiserhöhung …
Ganz und gar nicht zum Lachen zumute ist dem Ehepaar beim Blick in die Zukunft: „Es gibt eine große Konkurrenz“, sorgen sich beide. „Wir haben manchmal über die Schließung des Lokals nachgedacht, aber wir lieben unseren Job und unsere Kundschaft.“ Damit die Familie dem Druck künftig standhalten und sich eine kurze Auszeit erlauben könne, hat das Lokal neuerdings montags geschlossen. Umut erzählt, auch das Verhalten der Kundinnen und Kunden habe sich im Laufe der letzten Jahre verändert. „Vor der Pandemie kamen unsere Stammkunden drei- bis viermal pro Woche zu uns, heute sind es noch maximal zweimal.“
Das „Mia Terra“ in Foetz gibt es ebenfalls bereits seit 30 Jahren – Beyaz S. leitet das Restaurant seit acht Jahren. „Wir haben im März 2024 die Preise zum ersten Mal angehoben“, so der Restaurant-Leiter. Eine Pizza Margherita kostete davor 8,90 Euro, jetzt muss man zwei Euro mehr auf den Tisch legen. Die XXL-Variante ist mit 18,10 Euro 2,50 Euro teurer geworden.
Der Verkauf von Pizzen sei ziemlich hoch, er mache auch den Großteil der Lieferungen aus. „Eine Pizza Margherita kostet uns in der Herstellung ungefähr 3,50 Euro“, erklärt Beyaz. „Verkaufen wir genug Pizzen, ergibt das eine hohe Gewinnspanne.“ Dies ermögliche dem Restaurant, andere Gerichte – etwa Steak oder Kalbsschnitzel – zu niedrigen Preisen anzubieten und trotzdem genügend Umsatz zu machen. So könne man die allgemeinen Kosten mehr oder weniger ausbalancieren. Eine weitere Maßnahme sei der Umgang mit den Händlern. „Wir üben Druck auf unsere Anbieter aus. Wir gaben ihnen die Anweisung, günstigere Produkte aufzutreiben und trotzdem die Qualität zu gewähren“, sagt der gelernte Kaufmann. So könne das Restaurant die Lebensmittelkosten im Zaum halten. Um die Buchhaltung kümmert er sich selbst – engagiere man hierfür ein Büro, müsse man tief in die Tasche greifen.
…und Personal-Probleme
Der Restaurant-Betreiber berichtet ebenfalls von Personal-Problemen und -Mangel: „Die Mitarbeiter, die bereits vor der Pandemie lange Teil des Teams waren, kamen nach dem Lockdown zurück“, erzählt er. „Die anderen tauchten entweder nicht mehr auf oder hatten utopische Ansprüche, etwa ein Nettogehalt von 5.000 Euro.“ Aus diesen Gründen habe Beyaz eine „Agence d’intérim“ eingeschaltet, um Teilzeit-Angestellte zu beschäftigen. So verringere man obendrein noch die Personalkosten. Krankschreibungen seien auch in seinem Betrieb ein Thema – dabei kritisiert er das Luxemburger Gesundheitssystem. „Dass der Krankgeschriebene während seiner Abwesenheit vor einer Entlassung geschützt ist und von einem geregelten Einkommen leben kann, war früher sicherlich ein geeignetes System“, so Beyaz. „Die Regelungen sind veraltet und müssen angepasst werden – mittlerweile gibt es so viele Betrugsfälle und Angestellte, die von diesem System profitieren, dass es kaum noch tragbar ist.“
Das „Mia Terra“ hat sich schon lange in der Gastronomie etabliert und eine Stammkundschaft aufgebaut, die Veränderung der Mentalität spüre man dennoch. „Die Kunden kommen zunehmend alleine essen, das ist neu“, sagt der Restaurant-Leiter. Außerdem sei der Ton rauer geworden und die Erwartungen höher. „Es ist jeden Tag derselbe Kampf, trotzdem mag ich meine Arbeit und den Austausch mit meinen Angestellten und den Kunden.“ Für Leyla von „Euro Kebab“ ist die Dankbarkeit, einen Job und ein Einkommen zu haben, die größte Motivation: „So viele Menschen haben kein Dach über dem Kopf oder sind arbeitslos – ich bin froh, arbeiten zu können.“ Dass die Betreiber so offen über ihre Erfahrungen reden, ist nicht selbstverständlich. Die Suche nach Restaurant-Leitern gestaltete sich schwierig, da die wenigsten sich öffentlich zu der Preissteigerung äußern wollen.
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