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Symbol und Reizfigur: Imane Khelif


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Um Boxerin Imane Khelif entbrannte bei den Olympischen Sommerspielen die Sportdebatte des Jahres – und die Anfeindungen halten ungebrochen an.

Ein Schmähartikel mit ausführlichen Beschreibungen ihrer Geschlechtsmerkmale im französischen Magazin Le Correspondant – oder doch lieber die Hochglanzseite in der Forbes Middle East? Wenn es um die Berichterstattung über Imane Khelif geht, ist für jedermanns Gesinnung etwas Passendes dabei.

Auch Monate nach der hitzigen Gender-Debatte, die bei den Olympischen Spielen in Frankreich entbrannte und unter anderem von Donald Trump, Elon Musk oder Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling befeuert wurde, ist rund um die Box-Olympiasiegerin im Weltergewicht keine Ruhe eingekehrt.

Was schon länger in der Amateurbox-Szene schwelte, kochte am 1. August in Paris in nur 46 Sekunden über: Khelifs italienische Gegnerin Angela Carini gab im Auftaktkampf beim olympischen Boxturnier unter Tränen auf und klagte anschließend vielsagend: „Ich trainiere mit meinem Bruder. Ich habe immer gegen Männer gekämpft, aber heute hatte ich zu starke Schmerzen.“ Auch wenn Carini am Tag danach ihre Unterstellungen relativierte, steht die Algerierin Khelif seitdem im Kreuzfeuer.

Dabei gibt es eine Vorgeschichte: 2023 hatte der Boxweltverband IBA Khelif von den Weltmeisterschaften ausgeschlossen – aufgrund nicht bestandener „Geschlechtertests“. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) allerdings erkennt die IBA nach zahlreichen Skandalen nicht mehr an und richtete das Boxturnier in Paris deswegen selbst aus – mit Khelif, bei der sich das IOC auf das im Pass ausgewiesene Geschlecht berief, in der unglücklichen Hauptrolle.

Die Populisten gingen auch danach eifrig zu Werke, der Aufschrei war anklagend und hasserfüllt: Diese Frau sei keine Frau, auch Trump griff das Thema in seinem erfolgreichen US-Wahlkampf auf. Als Gegenentwurf inszenierte die Modewelt die junge Algerierin stattdessen als goldene Heldin. Bei der Fashion-Week in Mailand strahlte sie an der Seite von Industriegrößen, es folgten Auftritte in Vogue und Le Monde.

Die 25-Jährige macht unbeirrt weiter gute Miene. „Grazie Mille“, schrieb Khelif auf Instagram – und wies damit nach einem Auftritt in einer italienischen Fernsehshow die Opferrolle entschieden von sich. Sie wolle den „italienischen Fans für ihre große Liebe danken“. Die hatte es aber kaum gegeben – dafür aber viele im Boxsport eigentlich verbotene Schläge unter die Gürtellinie.
Coe will „Frauensport schützen“

Nachdem die IBA die olympische Organisation in Paris wegen ihrer unklaren Haltung zu Khelif zeitweise am Nasenring durch die eigene Manege paradiert hatte, möchte IOC-Präsidentschaftskandidat Sebastian Coe mächtig aufräumen, sollte er im Mai zum Nachfolger von Thomas Bach gewählt werden.

Im eigentlich unerwünschten Wahlkampf wittert der Brite eine große Chance – und viel Gefahr. Coe will mit „klaren Richtlinien“ dafür sorgen, den Frauensport zu „schützen“, denn ohne eindeutige Teilnahmeregeln „laufen wir Gefahr, den Frauensport zu verlieren“, sagte er im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.

Olympisches Gold wiegt 529 Gramm, das Gewicht auf Khelifs Schultern ist aber ungleich schwerer. Hier ist sie die Heldin, dort das Gesicht der Dekonstruktion des Frauensports. Ihre sportliche Zukunft mag ungewiss sein – sollte Coe im März zum IOC-Präsident gewählt werden, ist für Khelif in ihrer eigenen Sportart vielleicht kein Platz mehr.

Einen Kampf wird sie wohl aber sowieso bis zum Ende ihres Lebens austragen.

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