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Widerstand gegen neue Bahntrasse

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Aufstand in Niedersachsen
Widerstand gegen neue Bahntrasse


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Anwohner wollen Ausbau statt Neubau

Hannover - Eigentlich hatte man sich bereits 2015 beim Ausbau der überlasteten Bahntrasse zwischen Hannover und Hamburg geeinigt. Jetzt wird über das Mammutprojekt sogar heftiger gestritten als vor dem Kompromiss.

Nach einem monatelangen Bürgerdialog entstand die Alpha-E-Variante, die einen weitgehenden Ausbau der vorhandenen Strecke von Hannover über Celle, Uelzen, Bad Bevensen und Lüneburg nach Hamburg vorsieht - mit der Erweiterung um ein drittes Gleis. Gleichzeitig ist eine Verbindung von Hannover nach Bremen über Nienburg geplant.

Die Deutsche Bahn will von diesem mühsam ausgehandelten Kompromiss nun aber nichts mehr wissen. Stattdessen favorisiert sie einen Neubau entlang der A7, u.a. durch die Landkreise Heidekreis und Harburg. Fahrgäste sollen dann nur 59 Minuten von Hannover nach Hamburg brauchen.

Im Heidekreis hat sich die Bürgerinitiative (BI) „Unsynn“ gegründet. „Hier hält kein Zug“ heißt es auf den großen Plakaten an den Straße. Die Menschen im Heidekreis sorgen sich um Landschaft und um den Tourismus. „Für uns ist das unfassbar. Wenn hier eine Riesen-Baustelle entsteht, hält das die Besucher ab und neben der Naturzerstörung in der Lüneburger Heide gehen 500 Arbeitsplätze verloren“, sagt BI-Sprecher Stephan Müller.

Die Wintersporthalle Snow Dome und das Ralf Schumacher Cart Center locken in Bispingen die Touristen an. „Wir haben 250 000 Besucher jährlich, und die Familie Schumacher würde gern ein Hotel dazubauen“, sagt Malte Schmidt, Geschäftsführer des Cart Centers. Wegen der Ungewissheit liegen alle Pläne auf Eis, Mitarbeiter machen sich Gedanken um die Zukunft.
Pläne gefährden Tourismus

Und damit nicht genug. Der Streckenverlauf würde direkt durch das Event-Gelände führen. Das Cart Center und ein anderes Hotel müssten weichen.

Bispingens Bürgermeister Jens Bülthuis (parteilos) befürchtet zudem weitreichende Schäden für die Natur: „Die A7-Variante liefe etwa neun Kilometer entlang der Autobahn, ansonsten fernab durch die Heide.“ Winsens Bürgermeister André Wiese fehlt die Transparenz, Harburgs Landrat Rainer Rempe (beide CDU) moniert, dass die Bahn bereits viel wertvolle Zeit verschwendet habe.
Hoffen auf Kompromisslösung von 2015

Der Naturschutzbund (Nabu) Niedersachsen fordert den Ausbau der vereinbarten Alpha-E-Variante. „Seit 2015 gibt es mit Alpha E, getragen von einer breiten Mehrheit, eine sinnvolle Lösung für den Schienenausbau. Dass diese nun wiederholt beiseite gewischt wird und Umweltbelange weiterhin abgetan werden, ist ein Armutszeugnis“, sagt Nabu-Landeschef Holger Buschmann.

„Die Akzeptanz bei den Bürgern ist gerade durch die Einbindung in den Entscheidungsprozess sehr groß. Sie verstehen nicht, warum die Bahn von einem breit getragenen Kompromiss nun wieder abrückt“, sagte der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil, der seinen Wahlkreis im Heidekreis hat. „Ich merke, dass viele Menschen so das Vertrauen in demokratische Prozesse verlieren.“

„Es kann nicht einzig darum gehen, dass die Menschen in sehr wenigen Minuten schneller von Hamburg nach Hannover kommen“, ergänzt Klingbeil. „Der Ausbau der Schiene muss auch dazu führen, dass die Region stärker angeschlossen und dort die Kapazitäten für den öffentlichen Nahverkehr erhöht wird.“
„Jahrzehntealte Debatte beginnt von vorn“

Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) ist überzeugt: „Einen Neubau wird man gegen den Willen der Bevölkerung nicht durchsetzen können.“ Mit der jetzigen Diskussion fange die jahrzehntealte Debatte von vorn an, „die im Zweifel aber zu keinem neuen Meter Strecke führt“, so Lies.

Dabei seien die Beteiligten im Ziel nicht weit auseinander: „Wir brauchen dringend mehr Kapazität zwischen Hannover und Hamburg, und genauso im Dreieck mit Bremen.“ Pläne für eine Ausweitung der Kapazitäten gibt es bereist seit 1992.

Der CDU-Verkehrspolitiker Marcel Scharrelmann mahnt zur Eile: „Es wird Zeit, dass die Verantwortlichen eine verbindliche Entscheidung zur Bahnverbindung Hamburg-Hannover treffen. Weitere Jahre der Diskussion ohne nennenswerte Fortschritte können wir uns nicht leisten.“

Bild Zeitung
 
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