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Notícias Ullrich-Kumpel Klöden packt in BILD aus

Roter.Teufel

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Über 10 Jahre hat er geschwiegen:
Ullrich-Kumpel Klöden packt in BILD aus


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Jetzt bricht er sein Schweigen!

2006 war er als Zweiter der bislang letzte deutsche Radprofi auf dem Podium der Tour de France. Einen Tag vor der damaligen Frankreich-Rundfahrt war Jan Ullrich (51) wegen Doping-Verdachts nach Hause geschickt worden und Andreas Klöden (50) übernahm die Kapitänsrolle beim Team T-Mobile.

Auch er wurde immer wieder mit Doping-Vorwürfen konfrontiert und bestritt stets, gedopt zu haben. Irgendwann hatte er keine Lust mehr auf die Fragen und gab deutschen Journalisten lange Zeit keine Interviews mehr. Nach über zehn Jahren des Schweigens spricht der gebürtige Sachse aus Mittweida nun über seinen potenziellen Nachfolger Florian Lipowitz (24), seine Beziehung zu Jan Ullrich, alte wie neue Zeiten im Radsport und auch über Doping.

BILD: Herr Klöden, wann haben Sie das erste Mal den Namen Florian Lipowitz gehört?

ANDREAS KLÖDEN (50): Ich habe den schon vergangenes Jahr gehört, da ich mich mit Red Bull beschäftige und verfolge, was die machen. Siebter bei der Vuelta, dann ein starkes Frühjahr 2025, die Dauphiné vor der Tour, der ist ein richtig großes Talent. Schön, dass es so einen Fahrer wieder gibt bei Red Bull, nachdem viele Deutsche dort weg sind mit Schachmann, Politt, Kämna.

BILD: Welche Stärken und Schwächen sehen Sie bei Lipowitz?

Klöden: Er fährt einen unkonventionellen Stil mit Geruckel. Das sieht nicht filigran aus, ist aber schnell. Wenn man bis zum Ende der Tour vorn mitfährt, und er ist erst 24 und macht erst seit fünf Jahren Radsport, dann kann man noch mega viel lernen. Er muss zum Beispiel noch lernen, Kraft zu sparen und keine sinnlosen Attacken zu reiten. Ich hätte an manchen Stellen nicht attackiert.

BILD: Wie gut ist Lipowitz im Weltmaßstab?

Klöden: Nimmt man die beiden da vorn weg, dann ist Lipowitz wirklich „The Best vom Rest“. Er verliert nicht so viel Zeit in den Bergen auf die beiden da vorn. Er scheint einen riesigen Motor zu haben und geht nicht kaputt. Tadej Pogacar ist eh Wahnsinn, den finde ich gut, ein sympathischer Typ. Jonas Vingegaard tritt auch hohe Watt-Zahlen. Die sind noch nicht erreichbar.

BILD: Hätten Sie ihn als Kapitän in die Tour geschickt anstatt Primoz Roglic?

Klöden: Diese Frage hat mich schon damals nicht tangiert. Am Ende sprechen die Beine. Ob du Kapitän bist oder nicht, ist Wurst

BILD: Mit „damals“ meinen Sie 2004, als Sie hinter Lance Armstrong Zweiter wurden, Ihr Kapitän Jan Ullrich aber Vierter.

Klöden: Das war meine beste Tour. Jan hat mich fahren lassen. Am Tourmalet schwächelte er und sagte, ich solle mit Armstrong und Ivan Basso mitfahren. Lipowitz ist ein bisschen Co-Kapitän, wie ich damals. Mir wurde auch oft gesagt: „Du kommst mit Druck nicht zurecht.“ Alles Geschwätz! Entweder du hast die Beine oder nicht. Du musst den Mont Ventoux eben hochkommen, egal, wie du geschimpft wirst.

BILD: Lance Armstrong wurden alle seine sieben Toursiege wegen Dopings nachträglich aberkannt. Im Gegensatz zu 2010, als Andy Schleck für Alberto Contador auf Platz 1 rückte, und 2006, als Oscar Pereiro statt Floyd Landis Gelb bekam, wurden alle Zweiten der Armstrong-Ära keine nachträglichen Tour-Sieger. Ärgert Sie das?

Klöden: Das ist mir egal, denn es steht ja nur in Büchern. Der große Erfolg und Moment wäre der in Paris gewesen, mit dem Team über die Champs-Élysées zu fahren. Ob ich da irgendwo stehe, ist mir Wurscht. Dein Leben wird nicht davon beeinflusst, in einer Liste zu stehen.

BILD: Zurück zu Lipowitz. Würden Sie ihm empfehlen, bei Red Bull-Bora-hansgrohe zu bleiben, falls mit Remco Evenepoel einer der drei Top-Fahrer der Welt kommt?

Klöden: Eins vorweg: Lipowitz hat eine rosige Zukunft vor sich. Red Bull ist eine Weltmarke und einer wie Evenepoel strahlt: Weltmeister, Doppel-Olympiasieger. Den würde ich auch holen. Und dennoch: ganz klar nein zu einem Wechsel von Lipowitz. Red Bull gab ihm die Chance, sich zu entwickeln. Ich würde den Vertrag erfüllen.

BILD: Aber Evenepoel kommt nicht als Nummer 2 und nach dieser Tour kann man Lipowitz doch nicht als Nummer 2 fahren lassen, oder?

Klöden: Es gibt genug Radrennen für beide. Remco zeigte als Dritter 2024, dass er auch die Tour kann. Wir haben einen deutschen Rennstall, Ralph Denk (Teamchef – d. Red.) und Rolf Aldag (Sportlicher Leiter – d. Red.) sind auch Deutsche. Das wäre von Red Bull nicht clever, ihn gehen zu lassen. Ich hätte auch Kämna nicht gehen lassen, trotz aller Probleme. Der ist auch so ein Talent. Den hätte ich viel früher auf Gesamtwertung fahren lassen. Politt, Schachmann – ich hätte alle gehalten.

BILD: Sie sind nach Ihrem Karriereende 2013 nahezu abgetaucht. Was machen Sie heute?

Klöden: Ich lebe seit 20 Jahren in der Schweiz am Bodensee, arbeite im Immobilien-Bereich, habe eine tolle Familie. Ich bin auch noch verheiratet und nicht geschieden, wie einige andere nach der Karriere (lacht). Meine Kinder sehe ich öfter und ich genieße das jeden Tag und kümmere mich um den Garten. Ich habe keinen Stress.

BILD: Keine Lust mehr auf Radsport?

Klöden: Die Reiserei hat mich damals schon angepiept. Ich war aber bei Ulles Cycling-Event. Wir haben schon noch Kontakt, wenn auch nicht so eng wie früher. Die Tour und andere Rennen schaue ich Re-Live abends. Die Tage verbringe ich also normal.

BILD: Die Tour zu Ihrer Zeit und heute: Können Sie die dunklen Zeiten der Doping-Ära mit der heutigen Zeit vergleichen?

Klöden: Ich finde es schön, dass alles so läuft wie jetzt und man sich an den Leistungen erfreut. Ich hoffe für alle, dass alles sauber und fair zugeht. Wenn man sieht, was die heute zum Beispiel ernährungstechnisch machen und was für Material sie haben, lässt sich auch erklären, dass sie Bestleistungen von Ex-Profis übertreffen, die des Dopings überführt wurden. Wir kamen an den letzten Berg und hatten uns einen Ast gefahren, und die haben heute noch den vollen Tank. Die sind heute viel professioneller, als wir damals waren, und ich dachte, wir wären schon professionell gewesen, mit eigenem Koch.

BILD: Inwiefern?

Klöden: Ich habe von einem Team gelesen, das acht Putzfrauen engagiert hat, die die Zimmer der Fahrer vorher so reinigen, dass nichts mehr zurückbleibt, was sie krank machen könnte. Ich hatte damals einen eigenen kleinen Koffer mit eigenem Bettzeug und Bettlaken mit, damit ich gut schlafen konnte. Das kriegen die heute alles gemacht. Oder das Rad ohne Werbung und Lenkerband, damit jedes Gramm gespart wird.

BILD: Apropos Ulle. Sie und Jan Ullrich waren eng befreundet. Wie sehen Sie seine Rückkehr in den Radsport mit seinen Touren auf Mallorca, dem Museum und als TV-Experte?

Klöden: Ulle ist ein Freund, da freut man sich natürlich, dass es ihm wieder gutgeht. Es war eine schreckliche Zeit, die er hatte. Wir waren ja immer die Bösen. Er wurde hochgejubelt, und genauso fallen gelassen.

BILD: Wie haben Sie ihn als Teamkollegen erlebt?

Klöden: Jan war nie ein Arschloch. Immer freundlich, nie ein Arroganz-Anfall. Von allen, mit denen ich zusammen gefahren bin, und das waren sehr viele und auch sehr gute Profis, war er der freundlichste. Ich bin so froh, dass er die Kurve gekriegt hat, und im Radsport zurück ist.

BILD: Sie haben im Gegensatz zu früheren Telekom-Kollegen wie Ullrich, Aldag, Udo Bölts und Erik Zabel weder Doping gestanden, noch sich dazu geäußert. Würden Sie heute Dinge anders machen als damals?

Klöden: Ich kann heute nichts anders machen als damals. Ich tat meine Arbeit, verdiente mein Geld. Ich bin in eine Zeit geboren, in der es so war. Wir trainierten ja alle zu Hause, waren nur bei den Rennen zusammen. Wir haben ja nicht wie im Internat zusammengewohnt. Ich kann also nur über mich reden. Ich hatte nie einen positiven Test und war nicht einmal auffällig und war immer mit mir im Reinen.

BILD: Also, um es klar zu sagen: Es gibt nichts zu gestehen?

Klöden: Nein, ich habe nichts getan. Ich hatte über 40 Kontrollen im Jahr, 2006 allein 19 bei der Tour, also fast jeden Tag eine. Man konnte sich damit aber vor allem in Deutschland nicht rechtfertigen. Aber mehr, als auf die ständigen Kontrollen zu verweisen, ging nicht. Was hätte ich denn tun sollen? Meine Kinder fragten, ob ich krank bin, wenn 6 Uhr der Kontrolleur mit der Spritze vor der Tür stand und mir Blut abnahm. Es war keine leichte Zeit. Die letzten sechs Karriere-Jahre waren nur noch ein Job, kein Spaß mehr. Das war einfach Arbeit.

BILD: Haben Sie deswegen so lange keinem deutschen Journalisten ein Interview gegeben?

Klöden: Ich habe tatsächlich lieber Ausländern Interviews gegeben. In Deutschland wurde ich immer in die Ecke gedrängt, dass ich ja auch bei den Dopern dabei war. Ich hätte mich gefreut, wenn man sich über meine 2. Plätze gefreut hätte. Ich habe nicht aus Arroganz nicht geredet, sondern weil ich meine Ruhe und keine Anfeindungen haben wollte.

BILD: Sie ließen damals durchblicken, Sie seien sauer auf Deutschland.

Klöden: Ich war richtig sauer auf Deutschland! Ich kannte die deutschen Journalisten ja alle schon ewig und sie mich auch – 15 Jahre. Ich habe ein bisschen was gewonnen vorher und kam nicht aus dem Nichts auf Platz 2 bei der Tour. Daher habe ich irgendwann eine Europa-Flagge auf der Startnummer gehabt statt der deutschen. Vielleicht ist es die deutsche Mentalität, alles infrage zu stellen. Ich habe mich wirklich ungerecht behandelt gefühlt.

BILD: Haben Sie noch Kontakt zu den Profi-Kollegen von früher?

Klöden: Rolf Aldag habe ich die Tage geschrieben, dass ich hoffe, dass Lipowitz aufs Podium kommt. Er schrieb auch zurück. Kontakt zu Kai Hundertmarck, Danilo Hondo ist auch da und zu Jan auch vereinzelt.

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