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„Bitte brecht euer Schweigen!“

Roter.Teufel

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Bruder von ermordeter Seckin (†16) appelliert an Zeugen
„Bitte brecht euer Schweigen!“


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Köln (NRW) – Haltestelle „Poll, Salmstraße“. Basri Caglar (39) steht genau an der Stelle, wo seine Schwester Seckin das letzte Mal lebend gesehen worden war – vor 32 Jahren...

Die damals 16-Jährige Seckin Caglar war hier am 16. Oktober 1991 in die Bahn eingestiegen. Auf dem Weg von ihrer Ausbildungsstelle als kaufmännische Angestellte nach Hause. Doch nur eine Station weiter traf sie auf ihren Mörder. Am nächsten Morgen wurde ihre Leiche hinter einem Gebüsch gefunden. Das junge Mädchen war missbraucht und erwürgt worden. Der Täter – bis heute nicht gefunden!

Bewegend schildert am Freitag ihr Bruder, was in ihm vorgeht: „Dieser Tag hat meine Kindheit kaputt gemacht, obwohl ich damals erst acht Jahre alt war.“ Die große, doppelt so alte Schwester, zu der er aufschaute – von einem Tag auf den nächsten für immer verloren. „Ich konnte sie immer um Rat fragen. Wenn ich malen wollte, malt sie mit mir mit, wir spielten gemeinsam ,Mensch ärgere dich nicht‘. Sie war ein fröhlicher Mensch.“

Doch nach der schrecklichen Tat war nichts mehr wie vorher. Der heutige Familienvater zweier Kinder berichtet, wie sein eigener Papa, der im letzten Jahr mit 68 Jahren verstarb, sich bis zum Schluss Vorwürfe machte. Er wollte seine Tochter am Tattag mit dem Auto abholen. Hatte Seckin aber um ein paar Minuten verpasst. „Meine Eltern haben sich gegenseitig die Schuld gegeben. Selbst ich machte meinem Vater Vorwürfe“, sagt Basri Caglar.

Jetzt hofft der 39-Jährige, dass der „Cold Case“-Fall aufgeklärt wird und appelliert an mögliche Zeugen, vor allem an die Bewohner des Stadtteils Poll, wo das Verbrechen sein Lauf nahm: „Bitte brecht euer Schweigen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass niemand damals etwas gesehen oder gehört hat.“ Was Basri Caglar über den Täter denkt, der, wenn er nicht gestorben ist, immer noch frei herumläuft: „Unheimlich, dass jemand so eine Tat begeht und immer noch auf freiem Fuß ist.“

Doch das könnte sich bald ändern – hofft neben dem Bruder des Mordopfers auch Markus Weber, der Chef des „Cold Case“-Ermittlungsgruppe. Plakate, Flyer, Massengentest – die Mordkommission lässt nichts unversucht, um das Phantom zu enttarnen. „Mit diesen Aktionen erhöhen wir den Druck auf den Täter“, so Weber. „Wir wollen ihm klarmachen, dass wir ihm auf den Fersen sind.“

►Zu der DNA-Reihenuntersuchung, die am 18. März beginnt, sind 355 Männer geladen, die 1991 einen Bezug zum Kölner Ortsteil Poll hatten. Neben Einwohnern sind auch Kleingartenbesitzer und Bauarbeiter zur Abgabe einer Speichelprobe aufgefordert worden. Die Teilnahme sei freiwillig und richte sich an Zeugen, betonte Weber. „Wer nicht mitmacht, muss jedoch damit rechnen, von uns genauer unter die Lupe genommen zu werden.“

Der „Cold Case“ Seckin Caglar zählt zu den brutalsten unaufgeklärten Gewaltverbrechen Kölns. Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer: „Es ist ein Fall, der einen nicht schlafen lässt. Wir versuchen alles, um ihn aufzuklären.“

Bild Zeitung
 
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